Wenn die Bitcoin-Uhr zum Halving schlägt, beginnt ein neues Zeitalter der Knappheit
Wenn die Bitcoin-Uhr zum Halving schlägt, kündigt sie nicht nur eine Reduktion der neu geschürften Bitcoins an; sie läutet auch ein neues Zeitalter der Knappheit ein. Ein Zeitalter, das im schroffen Gegensatz zur scheinbaren Fülle steht, die durch die fortwährende Geldmengenausweitung in Fiat-Systemen erzeugt wird. Während auf den ersten Blick die Fülle an Fiat-Geld als ein Zeichen von Reichtum und Prosperität erscheinen mag, offenbart ein tieferer Blick eine paradoxale Realität: Diese Fülle führt zu einem Mangel – einem Mangel an Wert.
Die Inflation, getrieben durch ungebremste Geldmengenausweitung, untergräbt den eigentlichen Wert des Geldes. Jeder zusätzlich gedruckte Schein verwässert die Kaufkraft der Währung, die in den Taschen der Menschen liegt. Es ist ein Phänomen, das uns lehrt, dass wahre Fülle nicht durch Quantität, sondern durch Qualität definiert wird. Im Gegensatz dazu steht Bitcoin, ein System, das auf der Prämisse der Knappheit aufgebaut ist. Mit einem festgelegten Limit von 21 Millionen Coins entzieht sich Bitcoin der inflationären Abwärtsspirale, die Fiat-Währungen zu umklammern scheint.
Das Halving, ein Ereignis, das alle vier Jahre stattfindet, halbiert die Belohnung, die Miner für das Hinzufügen neuer Blöcke zur Blockchain erhalten. Es ist ein genialer Mechanismus, der nicht nur die Neuschöpfung von Bitcoin reguliert, sondern auch als ein Instrument der künstlichen Verknappung fungiert. Diese Verknappung sollte den Wert existierender Bitcoins steigern, sofern die Nachfrage gleichbleibt oder zunimmt, was in der Vergangenheit nach jedem Halving auch der Fall war. Jedes Halving ist somit ein Schritt näher an einem Zustand, in dem Bitcoin nicht nur als Speicher von Wert betrachtet wird, sondern auch als Beispiel dient, wie wahre Fülle erschaffen werden kann – nicht durch die unbegrenzte Produktion von Geld, sondern durch die bewusste Begrenzung seiner Menge.
In dieser Hinsicht ist Bitcoin mehr als nur eine Kryptowährung. Es ist eine philosophische Stellungnahme gegen die Kurzsichtigkeit inflationärer Geldpolitik und ein Experiment in der Schaffung von Fülle durch Knappheit. Indem Bitcoin eine Obergrenze setzt und durch Halvings die Neuschöpfungsrate bewusst verlangsamt, bietet es eine Alternative zum traditionellen Finanzsystem. Ein System, das nicht auf der Illusion von Fülle basiert, sondern auf der soliden Grundlage von Knappheit.
So paradox es auch klingen mag, in der Welt von Bitcoin führt die Knappheit zu einer Form von Fülle, die im Fiat-System unerreichbar scheint: einer Fülle an Wert.
Wenn die Bitcoin-Uhr zum nächsten Halving schlägt, sollten wir uns daran erinnern, dass wir nicht nur Zeugen einer technischen Anpassung sind, sondern Teilnehmer an einer finanziellen Revolution, die uns zwingt, unsere Vorstellungen von Fülle und Mangel, von Wert und Wertlosigkeit, grundlegend zu hinterfragen.
von Gregor Peters | 4. Apr 2024